Freitag, 25. November 2016

La Paz, Sucre, Potosí 23. - 25.11.



Tag 55: La Paz

Zunächst wollten wir eine Free Walking Tour machen, um die Stadt und ihre Geschichte ein bisschen besser kennen zu lernen. Auf dem Weg dorthin machten wir an einer berühmten Salteñeria halt. Salteñas sind sowas wie das Nationalgericht Bolivien. Es sind mit Fleisch oder Gemüse gefüllte Teigtaschen mit viel Brühe. Ganz lecker.
Unsere Tour führte uns vor allem durch die vielen Märkte der Stadt. Gefühlt ist die ganze Innenstadt von La Paz ein einziger riesiger Markt. Man merkt kaum wo der eine aufhört und der nächste anfängt. Auf diesen Märkten kann man, wie immer in Südamerika, wirklich alles kaufen.

Ganz La Paz ist ein riesiger Markt

Sehr cool an der Tour war, dass wir vor allem viel über die Hintergründe und die Geschichte erfuhren. So erfuhren wir, dass die Frauen hier zu kleine Hüte tragen, weil die Engländer zu kleine Männerhüte importierten und diese dann in der Not an die lokalen Frauen verkauften. 

Sophie dient als Model für die Hutmode

Andere Geschichten sind auch etwas gruselig. So sollen der Legende nach für den Bau wichtiger Gebäude nicht nur Lamaföten, Alkohol und Süßigkeiten geopfert werden, sondern sogar Menschen bei lebendigem Leib einbetoniert werden.
Ansonsten ist La Paz vor allem laut, dreckig und nicht sehr ansehnlich. Die meisten der alten Gebäude sind in sehr schlechtem Zustand. Eine schöne Altstadt gibt es fast nicht und tolle Kirchen fehlen auch. Nur am Plaza Murillo sind mit dem Parlament und dem Regierungsitz zwei schöne Kolonialgebäude zu finden. Man beachte auf dem Foto die Uhr, die gegen den Uhrzeigersinn läuft. Der Präsident Evo Morales will alles anders machen. Sogar die Laufrichtung der Uhren wollte er in Bolivien ändern. (Am Ende wars nur die eine am Parlament)

 
Das Parlament von Bolivien (beachte die Uhr)
Also lieber raus aus der Innenstadt. Dazu nahmen wir nach der Führung eine der 3 Gondeln, die den Außenbezirk El Alto mit der Innenstadt verbinden. La Paz ist nämlich die Stadt mit dem größten Höhenunterschied der Welt. Es geht von 3200 m bis auf 4100 m innerhalb der Stadtgrenzen. Von oben konnte man schön sehen, wie sich die Stadt in den riesigen Talkessel schmiegt.

Die Aussicht von El Alto auf La Paz

Danach mussten wir auch schon wieder ins Hostel zurück und unser Gepäck holen, denn um halb 8 ging unser Nachtbus nach Sucre, der offiziellen Hauptstadt Boliviens (La Paz ist nur der Regierungssitz). Aber darüber waren wir nicht weiter traurig. Uns hat La Paz nicht so gut gefallen, von daher waren wir froh weiter zu ziehen.

Tag 56: Sucre

Das war die bisher schlimmste Nachtbusfahrt unserer Reise. Obwohl wir das erste Mal einen Full Cama Bus hatten, d.h. die Sitze lassen sich bis fast waagerecht zurücklehnen und man hat so richtig gemütliche Businesssessel. Aber leider war unser Fahrer ein komplettes Arschloch und hat trotz mehrmaliger Bitte die Heizung nicht aufgedreht. Wir froren also die ganze Nacht und konnten vor Kälte kaum schlafen.
Naja irgendwann sind wir trotzdem in Sucre angekommen. Sucres Innenstadt ist der komplette Gegensatz zu La Paz. Es ist sauber, die Häuser sind meist sehr gepflegte, schöne Kolonialvillen mit tollen Balkonen. Es hat uns ein bisschen an Arequipa und Cuenca erinnert. Der Hauptplatz ist fast ein Park mit vielen Bäumen und Bänken zum Ausruhen. 

Straße am Plaza de Armas
Der Plaza de Armas in Sucre

Wir schlenderten einfach ein bisschen durch die Gassen und genossen das gemütliche Flair dieser Stadt, gönnten uns nochmal ein paar Salteñas in einem netten Café.
Ausblick auf den Justizpalast von einem der schönen kolonialen Balkone

Am Nachmittag besuchten wir noch die Casa de la Libertad. In dieser Kolonialvilla wurde 1825 die Unabhängigkeitserklärung Boliviens unterschrieben. Heute ist es ein Museum und die Führerin erzählte die Geschichte mit so viel Inbrunst und Nationalstolz, dass man meinen könnte Bolivien ist die größte Nation der Welt.
Innenhof der Casa de la Libertad

Verkehrsregeln spielen hier eher eine untergeordnete Rolle, vor allem Fußgänger interessieren sie überhaupt nicht. Deshalb gibt es hier als Zebras verkleidete Leute, die den Leuten erklären und zeigen wie man einen Zebrastreifen richtig benutzt. Sachen gibts...

Verkehrserziehnung in Bolivien


Tag 57: Potosí – Minen Tour

Nach dem Frühstück nahmen wir den Bus von Sucre ins „nahegelegene“ Potosí (immerhin 3 Stunden Busfahrt). Um 12 waren wir dann im Hostel von dem aus wir gleich die Minentour um 13:30 Uhr buchen konnten. In Südamerika klappt sowas einfach. Hinkommen, Tour buchen, Tour machen. Ohne viel Vorbereitung und Gedöns. Sehr angenehm.
Potosì war einst die größte Stadt Südamerikas und eine der reichsten Städte der Welt. Zu verdanken hatte die Stadt ihren Reichtum dem Cerro Rico (reicher Berg), an dessen Fuß sie liegt. Hier wurde schon zu Inkazeiten Silber abgebaut. Die Spanier haben das dann im ganz großen Stil betrieben. Natürlich wurden hauptsächlich Sklaven eingesetzt. Schätzungen zufolge kamen in den knapp 300 Jahren spanischer Herrschaft nahezu 8 Millionen! indianische Sklaven in den Minen ums Leben.  Als die Silberpreise im 20. Jahrhundert fielen, wollte der Staat die Minen stilllegen und Potosí drohte zur Geisterstadt zu werden. Heute werden die Minen von kleinen Kooperativen betrieben. Von den insgesamt über 400 Minen sind noch ca. 180 in Betrieb, in denen hauptsächlich Zinn, Kupfer und Silber abgebaut werden. Immer noch arbeiten über 10.000 Menschen in den Minen, obwohl sie sich ihres Gesundheitsrisikos bewusst sind. Aus Mangel an Alternativen sehen sie es als einzige Chance, um genug Geld für die Versorgung ihrer Familien zu verdienen.
Und wir wollten uns eine dieser Minen anschauen. Neben uns nahmen noch zwei weitere etwa gleichaltrige Personen, eine Schweizerin und ein Israeli, an der Tour teil. Als erstes mussten wir Schutzkleidung anziehen. Hose, Jacke und Gummistiefel gegen den Dreck und ein Helm mit Lampe. So sahen wir schon fast aus wie richtige Bergleute.

Unsere Tourgruppe vor dem Eingang der Silbermine

Danach ging es in den Miner’s Market, wo die Minenarbeiter ihre Arbeitsutensilien kaufen. Wir kauften hier ein paar Geschenke für die Minenarbeiter, und zwar Softdrinks, 96%-igen Alkohol und auch echtes Dynamit. Echt Irre, aber das kann man hier einfach so kaufen. Mit Zünder und allem Drum und Dran.
Nächste Station war die Aufbereitungsanlage, in der die Mineralien vom Gestein getrennt werden. Die von uns besuchte Anlage arbeitete aufgrund der niedrigen Weltmarktpreise derzeit leider nicht, aber wir konnten trotzdem die Maschinen usw. besichtigen.

Aufbereitungsanlagen in Potosí

Die verwendeten Methoden sind wirklich sehr einfach und die hochgiftigen Abfälle werden einfach ungeklärt in ein Auffangbecken geleitet, von dem aus sie langsam ins Grundwasser und die umliegenden Flüsse gelangen. Eine absolute Umweltkatastrophe.
Und dann gings endlich in die Mine. Zunächst liefen wir an den Schienen in den Berg hinein. Immer wieder mussten wir Kumpeln mit ihren schweren Förderwägen ausweichen.

Junge Kumpel ziehen einen Förderwagen

Das hier war keine für Touristen hergerichtete Mine, sondern die Leute arbeiteten hier ganz normal und hatten deshalb auch keine Zeit für irgendwelche Touris abzubremsen. Geht auch gar nicht, denn so ein Wagen wiegt 2-3t. Also immer schön aufpassen. Die Gänge sind super niedrig und meistens nicht weiter abgestützt. Und wenn, dann sieht das so aus wie im Mittelalterbereich des Deutschen Museums. Sicherheit wird hier eher nicht so ernst genommen.
Anschließend kamen wir in einen Bereich des Bergwerks, der weniger stark frequentiert war. Hier kletterten wir durch irrwitzig kleine Löcher und super steile Wände hinunter. Natürlich alles ungesichert. 

Enge Tunnel im Inneren der Mine
Klettern in der Mine

Je tiefer wir ins Innere des Berges gelangten, desto schwerer fiel das Atmen. Denn neben der hiesigen Höhe von 4400 m und der unglaublich staubigen Luft, wurde auch der Sauerstoffgehalt der Umgebung mit zunehmender Entfernung vom Eingang merklich geringer. Irgendwann erreichten wir eine Höhle in der 3 Bergleuten Silber abbauten.

Kumpel bauen in einer Höhle Silber ab

Es war der letzte Freitag im Monat, ein besonderer Tag für die Bergleute, weshalb wir mit ihnen mit Wasser vermischten 96%-igen Alkohol tranken und uns etwas mit ihnen unterhielten. Die Leute sind hier sehr gläubig und bevor der Alkohol getrunken wird, wird ein Teil davon großzügig über den Boden verteilt und somit der Gottheit Pachamama (Mutter Erde) und dem Gott der Minen, El Tio, geopfert. Auf diese Weise bedanken sie sich für die Mineralien und bitten um Schutz vor Unfällen. 

In der Höhle mit den Minenarbeitern

Während einer Schicht können sie nichts Essen, weil es sonst voller Staub würde. Deshalb kauen alle hier Cocablätter, um den Hunger und Durst zu verdrängen. Die Leute arbeiten hier wirklich unter widrigsten Bedingungen und fast ohne Sicherheitseinrichtungen. Durch den verrückten Weg, den wir hergekommen sind, müssen sie 50 kg schwere Säcke hinaustragen. Außerdem kommt es immer wieder zu schweren Unfällen. Letztes Jahr starben mindestens 19 Kumpel. Aber wahrscheinlich sind es mehr. Zudem liegt die Lebenserwartung eines Kumpels bei nur 45-55 Jahren, weil sie dann an Staublungen krepieren. Die meisten fangen mit etwa 17 Jahren in den Minen an, aber es gibt auch welche die schon mit 12 Jahren ihren Vätern helfen müssen.
Nach ca. 2,5 Stunden in den engen, staubigen Tunneln hatten wir es dann auch wieder geschafft. Ein wirklich beeindruckendes und teilweise erschütterndes Erlebnis. Auch dank eines tollen Guides, der selbst mal hier gearbeitet hat und daher viel Hintergrundwissen mitbrachte.

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